Vom Gelände der Tankstelle Hempelmann in Lippinghausen stieg am Donnerstagabend dunkler Rauch auf. Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks rückten an. Während die Kundschaft erschrocken reagierte, blieb die Firmenleitung allerdings gelassen; denn der Qualm war beabsichtigt. Er gehörte zu einem anspruchsvollen Übungsszenario, das die Jugendfeuerwehr Eilshausen und die Junghelfer des THW Herford gemeinsam zu bewältigen hatten. Auf dem Betriebsgelände an der Bünder Straße, so die Ausgangslage, sollte sich eine Explosion ereignet haben.
Am frühen Abend sammeln sich die Nachwuchshelfer an der Olof-Palme-Gesamtschule. Christian Bürger (17) trägt die rote Gruppenführerweste der Feuerwehr. Er hat damit das Kommando über die 12 Jungfeuerwehrleute aus Eilshausen. Die Mädchen und Jungen sitzen bereits gespannt in den beiden Löschfahrzeugen. Unterstützung kommt von der THW-Jugend. 15 Junghelfer vom Ortsverband Herford, unter Leitung von Johanna Pilgram und Denis Kreideweiß, sind zum vereinbarten Sammelpunkt gekommen. Währenddessen präparieren Helfer des Löschzugs Eilshausen das Gelände der Tankstelle Hempelmann. Hinter der LKW-Waschanlage entsteht eine wahre Trümmerlandschaft aus Bauschutt und alten Autoreifen. Mittendrin steht ein Minibagger, den die Firma R. Berg Mietgeräte zur Verfügung gestellt hat.
Um kurz nach 18 Uhr rückt der kombinierte Lösch- und Bergungszug der Jugendfeuerwehr und des THW aus. Mit Martinshorn geht es über die teilweise gesperrte Bünder Straße. Vor Ort haben die Nachwuchshelfer zunächst Mühe, das Ausmaß der fiktiven Katastrophe zu überblicken. An mehreren Stellen brennen kleine Feuer. Eine Nebelmaschine sorgt zusätzlich für viel Rauch. Im Trümmerfeld liegen zwei „verletzte Personen“. Patrick Knafla, stellvertretender Jugendwart in Eilshausen, hat sich das „Höllenszenario“ ausgedacht. Durch Baggerarbeiten sei ein unterirdischer Treibstofftank beschädigt worden, erläutert der Feuerwehrmann. „Die Benzindämpfe sind explodiert!“ Statisten vom Roten Kreuz aus Bünde simulieren die verletzten Bauarbeiter. Sie sind geschminkt. Darum hat sich Jana Bollmann gekümmert, die in „Realistischer Unfalldarstellung“ geschult ist. Alles wirkt dadurch täuschend echt. Das muss auch Hiddenhausens Ordnungsamtsleiter Volker Braun zugeben, der mit dem Fahrrad auf dem Nachhauseweg ist und zufällig in das Einsatzgeschehen gerät.
Mittlerweile läuft die Rettung der „Verletzten“ auf Hochtouren. Doch das ist nicht so einfach. Während der „Baggerfahrer“ mit „einem Schock“ ohne große Probleme in Sicherheit gebracht werden kann, sind seine „beiden Kollegen“ unter großen Trümmerteilen „eingeklemmt“. Außerdem, so die weitere Vorgabe für die Übung, soll eine Außenwand der Waschhalle einsturzgefährdet sein. „Die Wand muss abgestützt werden“, sagt Jan Haltermann, der den Einsatz der THW-Junghelfer leitet. Die Mannschaft baut ein spezielles Einsatzgerüstsystem (EGS) auf, das auf dem Anhänger des Gerätekraftwagens verladen ist. Mit den Gerüstteilen kann das Mauerwerk schließlich „gesichert werden“. Parallel leitet Gruppenführer Christian Bürger die Brandbekämpfung ein. Die Feuerwehrjugend aus Eilshausen hat dazu eine Schlauchleitung zu einem Unterflurhydranten verlegt, über den die Wasserversorgung sichergestellt wird. Drei Mädchen vom THW haben sich ein Schwerschaumrohr der Feuerwehr vorgenommen. Für Franzi, Leana-Marie und Chantal ist der Löscheinsatz Neuland. Jungfeuerwehrmann Pascal Hillmann unterstützt die Drei, sodass alles reibungslos klappt. Die THW-Helfer sind eigentlich auf die Menschenrettung spezialisiert. „Wir üben die Verletztensuche regelmäßig auf unserem Übungsgelände an der Ackerstraße“, sagt Leana-Marie Jaekel. Der Ortsverband Herford unterhält zwei Bergungsgruppen sowie eine Ortungseinheit. Weiterhin gibt es eine Höhenrettungsgruppe.
Nach zwei Stunden ist die Übung beendet. Die Nachwuchshelfer sind begeistert. Unter Flutlicht werden die letzten Aufräumarbeiten durchgeführt. Während einer Abschlussbesprechung ziehen Feuerwehr und THW ein positives Fazit. Es werde auch in Zukunft gemeinsame Ausbildungstermine geben, so Patrick Knafla, Johanna Pilgram und Denis Kreideweiß. Über ein gemeinsames Zeltlager werde ebenfalls bereits nachgedacht.
Text und Fotos: Jens Vogelsang (FFW Hiddenhausen)